|
|
Der Urquattro.
Damals, als er im
März 1980 auf der Genfer Automobilausstellung vorgestellt wurde, eine
Sensation. Der erste Sportwagen mit permanentem Allradantrieb. Und auch in
sportlichen Zeiten von 0 auf 100 km/h: In 7,1 Sekunden. Dabei mit einer
Straßenlage, die seinerzeit konkurrenzlos gut war. Inzwischen gehört er zu
den Liebhaberstücken und ist schon heute ein Klassiker. Denn: Seine
Rallyekollegen haben große Geschichte geschrieben und damit das von Audi
beworbene Image "Vorsprung durch Technik" manifestiert.
Die Produktion des Urquattros erfolgte ausschließlich im Werk Ingolstadt,
Halle N2. Da für den Quattro nie eine moderne Fertigungsstraße eingerichtet
wurde, wurde er bis zum Produktionsende in Handarbeit zusammengebaut. In
dieser Fertigungshalle herrschte besondere Sorgfalt vor: Nur 20 Mitarbeiter
fertigten hier innerhalb von rund sieben Tagen und 40 Arbeitsstunden drei
Urquattros am Tag. Normalerweise lief die Produktion von 6 Uhr morgens bis
23 Uhr abends. In der Halle N2, wurde in nur einer Schicht gearbeitet, von 6
Uhr bis 14 Uhr nachmittags. Man merkt schon hier, daß beim Quattro eine
besondere Sorgfalt über die Produktion wachte. Doch dies ist noch nicht
alles: Die Tests, die das fertige Fahrzeug über sich ergehen lassen mußte,
sind bei Audi (und nicht nur da!!!) einzigartig. Der Motor durchlief einen
umfangreichen Testzyklus, die Elektronik wurde sorgfältig gechecked, die
Aufhängung wurde elektronisch vermessen, und gegebenenfalls eingestellt. Im
folgenden wurde er bis 160 km/h auf dem Prüfstand gefahren und als
Abschlußtest folgte eine Probefahrt über 60 km Länge auf den öffentlichen
Straßen in und um Ingolstadt. Es begann mit einer Fahrt über die
Landstraßen, um Fahrwerk und Handling zu testen und zurück über die
Autobahn. Dabei durften die Motoren bis max. 4000 U/min gedreht werden, also
185 km/h. Es folgte eine Fahrt auf der firmeneigenen Rüttelteststrecke. Auf
jeder Fahrt wurden zwei Stops eingelegt, um die Flüssigkeitsfüllstände zu
kontrollieren. Die gelegentlich in Unfälle verwickelten Testfahrzeuge wurden
bei der kleinsten Beschädigung wieder verschrottet und dienten für andere
Fahrzeuge als Teileträger. Zum Abschluß kam das Auto in eine Regenkammer, in
der innerhalb von 10 Minuten 3500 Liter Wasser auf das Auto herabregneten.
Andere Audis mußten diesen Test nur 30 s lang machen.
Noch im gleichen Jahr, 1980, kam der Urquattro [Techn.Daten]
in den Handel. Der Neupreis betrug damals stolze 49.900.- DM. Die Audi Coupe
Modelle kosteten in dieser Zeit zwischen 19.000.- DM und 22.000.- DM, waren
also deutlich günstiger. Dafür bekam man dann aber auch einen Sportwagen mit
permanenten Allradantrieb, Einspritzturbomotor mit 200 PS (147kW), dessen
Zylinderkopf aus Aluminium gefertigt waren, ein 5 Ganggetriebe, 2 schaltbare
Differentialsperren, Sportsitzen und jede Menge Fahrspass...
In der Serienausstattung waren Goodyear 205/60 HR 15 (H=bis 210 km/h) auf 6J
15 Ronal Felgen montiert worden, auf Wunsch konnte man auch 205/55 15 auf 7J
15 Fuchs Felgen erhalten. Diese Felgen wurden auf den Rallye Quattros für
Schotterprüfungen eingesetzt. In der Serienausstattung waren weiterhin
bereits enthalten: Scheinwerferwaschanlage, Nebelscheinwerfer,
Nebelschlußleuchte und Grünkeilwindschutzscheibe.
Man konnte beim Quattro 1981 zwischen den folgenden Metallicfarben
(gehörte zur Serienausstattung) wählen: Saturn, Heliosblau, Diamantsilber
und Venusrot. Bei den Bezugstoffen konnte man wählen zwischen Brasil, Negro,
Azur, Negro (Leder) und Sand (Leder).
Im März 1981 kam der Quattro auch in Großbritannien auf den
Markt. Obwohl hier ein jährlicher Absatz von 200 bis 300 Fahrzeugen geplant
war, wurden zunächst nur 163 Linkslenker exportiert, da es nicht möglich
war, den Quattro als Rechtslenker umzubauen. Die Fahrgestellnummern dieser
Fahrzeuge begannen mit
WAUZZZ85ZBA090099.
In der Serienausstattung waren hier elektrische Fensterheber und
Zentralverriegelung bereits enthalten. 6 Händler wurden zu Quattro-Zentren
ernannt und hatten immer einen Vorführwagen angemeldet, speziell geschultes
Personal war vor Ort. Da die Nachfrage unerwarteterweise in die Höhe
schnellte, wurde am 22. Oktober 1982 angekündigt, den Quattro auch
als Rechtslenker zu bauen. Der erste originale Quattro als Rechtslenker
hatte die Fahrgestellnummer
WAUZZZ85ZDA900556.

Zum Modelljahr 1983 (also im September 1982) wurde der
Ur-Quattro überarbeitet: Dem Äußeren wurde ein kleines Facelifting
spendiert. Ihm fielen die aggressiv wirkenden Doppelscheinwerfer zum Opfer,
was durch die wesentlich bessere Lichtausbeute der neuen einteiligen
Breitbandscheinwerfer von Cibie mehr als entschädigt wurde.
Bedauerlicherweise war die Lichtausbeute der Doppelscheinwerfer recht
bescheiden gewesen.
Der Stabilisator an der Vorderachse wurde an einem eigenen Gelenk
aufgehängt, um Vibrationen an der Karosserie zu vermeiden. Auch die
Hinterachsaufhängung wurde zugunsten einer besseren Straßenlage überarbeitet
worden: Der hintere Stabilisator fiel weg und die Hinterachsgeometrie wurde
derart verändert, daß die Spuränderungen bei unterschiedlichen
Fahrsituationen reduziert wurden. Dadurch verbesserte sich der Geradeauslauf
und reduzierte sich die Seitenwindempfindlichkeit.
Dem Innenraum wurden zum Modelljahr 1984 neue Stoffe und angenehmere
Farben spendiert. Die Stoffsitze waren mit Brasil Bezug erhältlich und die
Ledersitze in Brasil und Sierrabeige. Die Lederausstattung war ein
aufpreispflichtiges Extra. Weiterhin waren gegen Aufpreis beheizbare
Vordersitze erhältlich. Die Heizleistung ließ sich für Fahrer und Beifahrer
getrennt einstellen. Weiterhin kamen ein neues Lenkrad (aus dem Audi 100)
und ein überarbeitetes Armaturenbrett zum Einsatz. Die Serienaustattung
wurde um Digitaltacho, Auto Check System und Sprachcomputer ergänzt, die es
bisher gar nicht gab. Der Sprachcomputer machte die folgenden Ansagen:
Bremssystem defekt
Sicherheitsgurt anlegen
Licht ausschalten
Handbremse lösen
Batteriespannung prüfen |
Bremsbeläge prüfen
Waschwasser nachfüllen
Bremslicht prüfen
Kühlwasser zu heiß
Bremsflüssigkeit prüfen |
Bitte tanken
Fahrlicht prüfen
Bremslicht defekt
Kühlstand prüfen
Ölstand prüfen |
Weiterhin gehört nun auch das abschaltbare ABS (von Bosch) zur
Serienausstattung. Beim Einschalten der Zündung aktiviert sich das ABS
automatisch und schaltet sich automatisch ab, wenn die Differentialsperren
zugeschaltet werden. Der Schalter zum manuellen Ein- und Ausschalten ist
rechts unter dem Lenkrad (bzw. links darunter bei den Rechtslenkern) zu
finden.
Man konnte den Quattro 1984 in den folgenden Farben ordern:
Alpinweiß, Tornadorot, Zermattsilber (Metallic), Montegoschwarz (Metallic),
Zobelbraun (Metallic), Amazonasblau (Metallic), Ocenicblau (Metallic), Lhasa
(Metallic). Die Metallic Lackierung war nicht aufpreispflichtig.
Im Frühjahr 1984 durften sich die britischen Quattro Fans über
neue Scheibenwischer für den Rechtslenker freuen.
Im März 1984 wurde die Fahrwerksaufhängung (Federn und Dämpfer)
überarbeitet. Demzufolge lag der Quattro dann 20 mm tiefer. Es gab weiterhin
anstelle der 6 Zoll Bereifung nunmehr 8 Zoll Breitreifen mit Ronal Felgen
serienmäßig. Werksseitig wurden hier Pirelli P700 in 215/50 VR (V=bis
240km/h) aufgezogen. Die Kotflügel mußten umgebörbelt werden, damit die
breiteren Reifen genug Platz fanden.
1983 und 1984 wurde der Sport Quattro gebaut. Er wurde,
wie es ursprünglich für den Audi Urquattro auch geplant war, in einer
kleinsten Auflage gebaut. Da er trotz starker Verwandschaft zum normalen
Quattro doch ein vollständig eigenes Auto ist, wird er auf einer
komplett eigenen Seite
behandelt.

Audi Quattro, Modell 1985
Zum Modelljahr 1985, also im Herbst 1984, wurde der Urquattro
erneut einem Facelifting unterzogen. Dieses ist wohl (rein äußerlich
gesehen) die einschneidenste Veränderung in der Modellgeschichte des
Quattro. An der Fahrzeugfront gab es einen neuen Kühlergrill, und abermals
veränderte Scheinwerfer, welche leicht schräg in der Karosserie stehen
(ansonsten identisch mit den Breitbandscheinwerfern) und dem Quattro so zu
einem geringfügig verbesserten Cw-Wert verhelfen. Im Heckbereich wurden
nunmehr edle schwarz getönte Rückleuchten eingebaut. Das Leuchtband in der
Heckklappe, bisher in rot gehalten, wurde ebenso durch ein schwarz getöntes
Pendant ersetzt. Der Heckspoiler ist nun in Wagenfarbe lackiert, statt
schwarz, wie bisher. Die Schriftzüge Audi und Quattro sind nunmehr als
Emblem auf der Heckklappe angebracht und nicht, wie zuvor, als Aufkleber.
Hinzu kommt in der Mitte der Heckklappe ein Aufkleber mit den Audiringen.
Der Wagen kostete nunmehr stolze 75.920.- DM.
Ab Jahresende 1985 konnten die Differentialsperren (Mitte und hinten)
über einen Drehschalter anstelle der bisherigen Zugschalter zugeschaltet
werden. Den gewonnenen Platz nutzte man für eine LED-Spannungs- und eine
LED-Öltemperaturanzeige, da normale Rundinstrumente hier nicht hineingepasst
hätten.
Ab Jahresende 1986 kam im Motorraum ein kleines weiteres Goodie zum
Einsatz: Gasdruckdämpfer hoben die Motorhaube nun vornehm in die Höhe.
Zum Modelljahr 1988 (also Herbst 1987) wurde der Hubraum bei
gleicher Leistung geringfügig angehoben [Techn.Daten].
Es kamen hydraulische Ventilstößel zum Einsatz, die Verdichtung stieg von
7:1 auf 8,6:1 an. Weiterhin kamen eine neue Motorelektronik und ein neuer
kleinerer und wassergekühlter Turbolader zum Einsatz. Die
Höchstgeschwindigkeit stieg auf 222 km/h an, in nur 6,7 s waren die 100km/h
erreicht, da sich Drehmoments- und Leistungsmaximum im Drehzahlband nach
unten verschoben. Vorne kamen nun Zweikolbenbremssättel zum Einsatz. Die
Kraftübertragung mit starrem Differential wurde durch ein
Torsen-Differential ersetzt. Der Drehschalter zur Betätigung der
Differentialsperren im Innenraum wurde gegen einen einfachen Schalter
ausgetauscht. Beim Aktivieren der Differentialsperren wurde das ABS
automatisch abgeschaltet und oberhalb von 20 km/h, wenn die
Differentialsperre automatisch wieder herausspringt, wieder hinzugeschaltet.
Auch der Digitaltacho wurde überarbeitet. Der halbelektronische km-Zähler
wurde durch einen vollelektronischen ersetzt, die Sprachausgabe wurde
ersatzlos gestrichen. Ein Schiebedach war mittlerweile fester Bestandteil
der Serienausstattung. Leider konnte man dieses nicht, wie beim z.B. Audi 90
im Dach verschwinden lassen, dafür konnte man es komplett herausnehmen und
im Kofferraum in einer eigenen Halterung einhängen. Der Kofferraumdeckel war
nunmehr in Fiberglas gezogen, was eine geringe Gewichtsreduzierung mit sich
brachte. Die Schriftzüge Audi, Quattro und die Audiringe waren nunmehr als
verchromtes Emblem auf der Heckklappe zu bewundern. Ansonsten hat sich an
der Optik nichts getan.

Audi Quattro 20V, Modell 1989
Der Audi Quattro wurde im Juli 1989 durch den Audi Quattro 20V [Techn.Daten]
abgelöst. Dieser wurde nur unwesentlich gegenüber dem Vormodell verändert.
Im wesentlichen wurde Ihm eine 20 Ventil Maschine spendiert. Der
Querstromzylinderkopf mit zwei Nockenwellen stammt aus dem Sport Quattro.
Hinzukommen eine neue Bosch Motronic, zwei Katalysatoren (G-Kat) und eine
auf 9,3:1 gesteigerte Verdichtung und siehe da, da sind sie die 220 wilden
Pferdchen. Das Drehmoment ist mit 295 Nm bei nur 1950 U/min gewaltig. Kein
Wunder, daß der 20V die Bestzeiten des Urquattros noch ein Stückchen weiter
ausbaute: 0-100 km/h in 5,9 s, Vmax 230 km/h. Auch die Elastizität
verbesserte sich und der Treibstoffkonsum konnte leicht gesenkt werden. Im
Innenraum kamen neue Sitze zum Einsatz. Sowohl in Form, als auch vom Bezug
unterscheiden sie sich von den bisherigen Sesseln: In den Stoff ist nun das
Quattro-Logo mit eingewebt und die Sitzheizung gehört zur Serienausstattung.
Der gleiche Stoff findet sich auch in den Türverkleidungen wieder. Große
Teile des Armaturenbrettes waren nun mit Leder bezogen, es kam eine
verlängerte Mittelkonsole zum Einsatz, der Teppich wurde aus einem neuem
strapazierfähigeren Material, wie beim V8, gefertigt. Zu guter letzt
ersetzte man den grünen Digitaltacho noch durch einen sportlich roten.
1989 konnte man sich den Quattro in den folgenden Farben aussuchen:
Alpinweiß, Tornadorot, Zermattsilber (Metallic), Satinschwarz (Metallic),
Nautic (Metallic), Lago (Metallic), Nilgrün (Metallic), Steingrau
(Metallic), Tizianrot (Metallic). Auch hier ist die Metalliclackierung nicht
aufpreispflichtig gewesen. Im Innenraum standen folgende Bezüge zur Auswahl:
Graphit, Graphit (Leder) und Platin (Leder).
1991 gab es den Quattro in Alpinweiß, Ginster, Tornadorot,
Perlmutt-Effekt (hier sind Felgen in Wagenfarbe mitlackiert), Kristallsilber
(Metallic), Titan (Metallic) und Lago (Metallic).
Mittlerweile war der Preis für den Urquattro auf 96.200.-DM geklettert. So
ist es leicht zu verstehen, daß von diesem Fahrzeug nur noch um die 1000 -
1500 Exemplare (Zahlen schwanken je nach Quellen) gebaut wurden. Er ist das
letzte Modell dieser mit Sicherheit hervorragenden, großartigen Baureihe,
deren letztes Exemplar am 17. Mai 1991 die Produktionshallen verließ.
Im März 1989 senkte Audi die Preise für alle Modelle mit Quattro
Antrieb, nur der Preis des Urquattro stieg weiter. Bereits zu diesem
Zeitpunkte wollte man den Urquattro aus dem Programm nehmen, aber es lagen
noch viele Bestellungen vor. Dies endete erst dann allmählich, als der
16.000.- DM billigere S2 mit dem gleichen Motor verkauft wurde. Der S2 tritt
im Programm an die Stelle des Quattros, aber das Flair, das einen echten
Urquattro umgibt, wird er wohl niemals erreichen können, nicht zuletzt, da
er es nie geschafft hat, im Motorsport irgendwelche Erfolge einzufahren,
obwohl auch er Motorsporteinsätze sowohl in der Rallye als auch auf dem
Asphalt hinter sich hat. Auch die Produktion des S2 am Fließband in
Massenproduktion rückt ihn in weite Ferne des wahren Quattros. So bleibt nur
noch festzustellen, daß der Urquattro mit 11 Jahren Produktionszeit, 11
Jahre Produktion in Handarbeit bei einem Volumenhersteller, wie Audi, ein
Auto war (und immer noch ist!), das seiner Zeit weit voraus war.
|
|